LCR (Louis Christen Racing)

„Es mues sich einfach öpis bewege.“

Wir stehen bei Louis Christen in der Werkstatt. 45 schwarze Schatten sind der Einladung gefolgt, den Novemberhöck mit Znacht beim Seitenwagenpapst zu verbringen. Auf Louis Anraten sollte der Termin erst gegen Ende der Rennsaison fallen, weil dann am meisten Objekte zu sehen sind. Jede Tür stand offen, keine Geheimnisse, sämtliche Teile zum Anfassen, kaum zu glauben dieses Vertrauen! Beim Erzähler spürte der Zuhörer die Begeisterung an der Arbeit dieses Genies heraus. Louis setzt sich hohe Ziele, nur der Sieg zählt. Seine Fahrwerke haben die Gespannszene während der letzten 35 Jahren massgeblich geprägt. Über 20 Siege in der FIM Seitenwagen Weltmeisterschaft sprechen für sich.

Louis ChristenDer Funkensprung, so empfand Louis Christen fand bei der Begenung zwischen ihm und seinem früheren Vorbild, Walter Stürm in Rorschach statt. Louis, in der Lehre als Konstrukteur, viel ein Auto mit Anhänger auf, mehr noch die Ladung – ein Rennwagen! Mit seiner Velosolex versuchte er, diesem Fahrzeug zu folgen. Natürlich gelang dies nicht. In Goldach erspähte er aber glücklicherweise sein Objekt wieder. Damals wusste noch niemand, dass es sich einmal um den Ausbrecherkönig handeln würde. Walter Stürm stammte aus noblem Haus und besass mit 25 Jahren diesen Rennwagen, mit dem er Bergrennen bestritt. Louis Besuche häuften sich und Walter bemerkte bald, dass der motivierte Bursche mehr wollte, als nur Teile zu reinigen. Zusammen schmiedeten sie Pläne, selber einen Rennwagen zu bauen. Einen Boliden, mit dem es möglich wäre, den übermächtigen Charles Vögele an den Bergrennen das Leben schwer zu machen. Dies gelang 1969 mit einem Rovermotor aus Aluminium und 3 Liter Hubraum. Das Fahrwerk konstruierte Louis Christen. Selbst als Walter Stürm mit einem Rolls Roys und dem neuen Rennwagen auf dem Anhänger in Rorschach auffuhr, habe Louis an nichts Schlechtes gedacht.
Später sollte sich herausstellen, dass Stürm sich in einem Theater ein Kostüm
auslieh und beim Palast des Fürsten Rainer von Monaco vortrat. Er gab vor das
Fahrzeug für den Service abzuholen und der Coup gelang. Auch die Rechnung mit
Charles Vögele ging auf, bis dann Walter Stürm, so schreibt es die Geschichte,
vom Gesetz eingeholt wurde.

Selbst die Einleitung wäre filmreif, gespickt mit berühmten Persönlichkeiten. Dabei habe er sich nie für das Motorradfahren interessiert. Seine Leidenschaft lag bei den Autos. Erst als die beiden Fahrer Bruno Holzer und Charly Meierhans mit dem Bau eines Seitenrennwagens beauftragten, beschäftigte er sich erstmals mit diesem Metier. Wie die Erfolgsgeschichte weiter verlief, wäre wiederum Stoff für eine interessante Dokumentation mit weiteren Persönlichkeiten.

Louis Christen_3Das drei-Mann-Team fertigt überaus verlässliche und bei den Fahrern sehr beliebte Karosserien für Renngespanne der Formeln F1 (Seitenwagen-Weltcup)
und F2 (Isle of Man).

Auf einem Tisch stand das dritte Modell, welches er sich wieder zurück kaufte. Erstaunenswerter weise erinnerte er sich noch an Details welche er noch selber hartgelötet hatte. Sogar die Ur-Popnietenzange holte er voller Stolz hervor. Die Zeit verging wie im Flug und Louis schien nie genug erzählt zu haben und wir nie genug gefragt. Selbst als wir um Mitternacht dann anständiger halber zum Aufbruch ansetzten gab er zu merken, dass wir ruhig noch bleiben könnten. Der Abend in dieser Werkstatt hat mich sehr beeindruckt und ich bin froh darüber dass unser Club diese Chance wahrgenommen hat. Vielen Dank an Christoph und die Organisation, Dank an die Frauen, welche die  Bewirtung in die Hand genommen haben.

Grössten Dank aber an Louis Christen für den herzlichen Empfang, die Offenheit und das entgegengebrachte Vertrauen!

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